Über das Projekt

Auf dieser Website erfassen wir Ereignisse, die unter das Konzept der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit fallen. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, abgekürzt GMF, umfasst verschiedene Einstellungen, die eine Feindlichkeit gegenüber Gruppen anderer Menschen ausdrücken und gesellschaftliche Minoritäten betreffen. Zu den Formen gehören beispielsweise Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie, Sozialdarwinismus, Antiziganismus und Sexismus.

Die zugrunde liegende Annahme des GMF-Ansatzes ist hierbei, dass diese verschiedenen Formen einen gemeinsamen Kern haben: Die Ideologie der Ungleichwertigkeit verschiedener Menschengruppen, deren Unversehrtheit und Gleichwertigkeit (mit der eigenen sozialen Gruppe) in Frage gestellt bzw. abgesprochen wird. Diese Ideologien können gesellschaftlich sowohl offen zu Tage treten als auch verdeckt bei Personen(-gruppen) vorhanden sein und finden ihren Ausdruck z.B. in Gewalthandlungen von Neonazis, alltäglichen Diskriminierungen oder in der Beeinflussung und Verfälschung von Tatsachen im Sinne propagandistischer Aktivitäten. In ihrer Gesamtheit verflechten sich diese Geschehnisse für viele Menschen zu einer gesellschaftlichen Normalität.

Um diese gesellschaftliche Normalität in ihrem Ausmaß annähernd zu dokumentieren, wäre es nötig alle Facetten der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zu erfassen. Weil wir als Ehrenamtliche jedoch nur begrenzte Möglichkeiten und Ressourcen haben, sehen wir uns gezwungen, unsere Dokumentation von Ereignissen auf zwei Phänomenbereiche der GMF – Antisemitismus und Rassismus - zu beschränken.

Neben den zwei genannten Formen der GMF erfassen wir darüber hinaus Taten, die einen Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen. Zum einen, weil allein schon die Anzahl solcher Geschehnisse in Leipzig, dem Landkreis Leipzig und Nordsachsen ein auffallend hohes Ausmaß einnimmt, zum anderen, weil sie aufgrund der deutschen Geschichte eine spezifische Kontinuität von antidemokratischen Einstellungs-, und Denkmustern darstellen. Wir unterscheiden die Geschehnisse außerdem in Gewalthandlungen und Propagandadelikte.

Unter Propagandadelikten verstehen wir zielgerichtete Versuche der politischen Beeinflussung der öffentlichen Meinung mit dem Ziel, sachliche Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten von Personen in eine bestimmte Richtung zu steuern. Darunter fallen beispielsweise Hakenkreuzschmierereien und Verherrlichung des Nationalsozialismus, das Verteilen von Flugblättern mit neonazistischen Inhalten oder Events wie Neonazi-Konzerte. Davon grenzen wir Gewalthandlungen ab, die (meist physische) Handlungen darstellen, mit denen auf Menschen oder Gegenstände schädigend eingewirkt wird. Beispiel hierfür sind Angriffe auf und Einschüchterungen von Personen oder gewalttätige Handlungen gegen Objekte, wie zum Beispiel Flüchtlingsheime oder Synagogen, jüdische Friedhöfe oder Kultureinrichtungen.

Die Erfassung erfolgt sortiert und chronologisch (zunächst) für die Jahre 2017 und 2018. Die Darstellung erfolgt auf einer interaktiven Karte sowie in einer Chronik mit Hintergrundinformationen. Die zentralen Erkenntnisse aus den Jahren 2017 und 2018 sind in einem Ergebnisbericht dokumentiert.

Trotz unseres Anspruchs auf objektive Informationen versteht sich das Projekt nicht als neutral. Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Erstarkens autoritärer und antidemokratischer Kräfte können wir nicht unparteiisch bleiben. Das Dokumentationsarchiv Ressentiment und Gewalt steht solidarisch an der Seite der Betroffenen von Ausgrenzung und Gewalt. Wir treten hiermit aktiv für den Erhalt gesellschaftspolitischer Errungenschaften ein und hoffen damit einen Beitrag für eine emanzipierte Gesellschaft zu leisten. Über jegliche Unterstützung sind wir dankbar.